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Gedenken nach sechshundert Jahren

Autor: Johann Müller

Tafel für den tschechischen Reformator Jan Hus am evangelischen Gemeindehaus

Die Strecke war der wichtigste Handelsweg des späten Mittelalters in unserem Gebiet, denn sie verband die Metropolen Prag und Nürnberg. Auf ihr wurden Jahrhunderte lang, Güter aller Art und natürlich auch Ideen, Wünsche und Vorstellungen durch Reisende über die Lande transportiert. Wer in die Geschichte dieser – später „Goldene Straße“ genannten - Route eintaucht, der stößt unweigerlich auf den Namen Johannes (Jan) Hus. Doch die Erinnerung an den Reformator aus Böhmen ist bisher in den Orten der Strecke nur spärlich sichtbar dokumentiert.

Das hat sich jetzt in Kohlberg, einem der Geleitwechselpunkte von damals, geändert. Pünktlich zur 600-Jährigen Wiederkehr der letzten Reise des Magister Jan Hus prangt nun am evangelischen Gemeindehaus eine neue Gedenktafel. Am 15. Oktober 1414 zog dieser auf dem Weg zum Konzil in Konstanz hier vorbei. Zu seinem Tross gehörten sicher etliche bewaffnete Schutzleute, Freunde, Weggefährten und sein Justitiar (Rechtsberater). Berittene Boten eilten voraus, welche in den Übernachtungsorten wie in Nürnberg Plakate anbrachten und die Bevölkerung zur „Disputation“ über seine Thesen einluden. In vielen Orten begrüßten ihn Bevölkerung und Ratsmitglieder sehr freundlich.

Bernd Bauer wurde 2008 durch einen Aufsatz von Pfarrer Richard Haas auf den Vorreformator und Märtyrer aufmerksam. Zusammen mit Rainer Christoph, dem ersten Vorsitzenden vom Förderverein Goldene Straße entstand die Idee zur Kohlberger Erinnerungstafel. Monika Schedl und Johann Müller stellten mit Bauer und Christoph den Text zusammen und wählten das passende Bild. Die Lebensdaten von Hus sind in Tschechisch, Englisch und Deutsch aufgedruckt.

Zweiter Bürgermeister Reinhard List freute sich bei der Vorstellung über die Eigeninitiative des umtriebigen Bernd Bauer. „Die Gedenktafel ist ein weiterer positiver Punkt für unsere Gemeinde und verdient unsere volle Unterstützung“. Für Ortspfarrer Martin Valeske ist die Erinnerung an das vorreformatorische Wirken von Hus sehr wertvoll: „Martin Luther hatte gut hundert Jahre später durch den Buchdruck viel mehr Möglichkeiten, seine Lehre bekanntzumachen. Beide, Luther und Hus wollten ja keine neue Religion etablieren. Ihnen ging es darum, die vielfältigen Missbräuche zu beenden und die katholische Kirche wieder auf den Grund der Evangelien zu führen.“

Luther hatte das Glück, dass man ihn nicht auch als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannte. So, wie hundert Jahre vorher Hus und ein Jahr später dessen Mitstreiter Hieronymus von Prag. Angaben zufolge soll der tschechische Reformator vor seinem Flammentod unter anderem den prophetischen Satz gesagt haben: „Heute verbrennt ihr eine magere Gans (Hus = tschechisch: Gans), aber nach mir wird ein Schwan kommen, den sollt ihr ungeschoren lassen!“ Die römische Kurie konnte sich bis heute nicht dazu aufraffen, Jan Hus für das an ihm begangene Unrecht zu rehablitieren.


Für zweiten Bürgermeister Gerhard List und Pfarrer Martin Valeske ist es ganz schön zungenbrecherisch, den tschechischen Text über den Märtyrer Jan Hus zu lesen. Bernd Bauer ist der Initiator der Gedenktafel, Monika Schedl und Johann Müller (von links) halfen bei der Gestaltung mit.




Bild: Peter Müller