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Bei Glasbläsern und Würgeschlangen

Text: Johann Müller

OWV Kohlberg in Hochfranken und Thüringen unterwegs

Auf den Höhen des Frankenwaldes leben neuerdings meterlange Gift- und Würgeschlangen aus dem Tropengürtel und auch Riesen-Tausendfüßler! Zusammen mit Bananenstauden, Kakaobüschen und Kokospalmen im schattigen Urwald. Kein Scherz! Sie bewohnen das erst vor wenigen Jahren gebaute Tropenhaus im 2600 Einwohner zählenden Markt Tettau bei Kronach.

Die menschengemachte Klimakatastrophe hat also auch in der etwa 700 Meter hoch gelegenen Rennsteig-Region noch nicht so stark eingeschlagen, dass dort außerhalb von Glashäusern tropische Verhältnisse herrschen würden. Drinnen schon. Satte dreißig Grad Lufttemperatur bei einem Feuchtigkeitsgehalt von über 70 Prozent regen die Schweißdrüsen der gut 50 OWVler an. Ganzjährig ökologisch sinnvoll beheizt wird die Anlage durch die Abwärme einer nahegelegenen Glasfabrik.

Ein junger Zoologe informiert, Kopfhörer-unterstützt, über Entstehung, Zweck, Forschungsrichtung und touristische Bedeutung der 3500 Quadratmeter umfassenden zwei Glashäuser. Er holt Sandvipern, Würgeschlangen und einen großen Tausendfüßler aus den Terrarien und verspricht, dass in Tettau bald auch Krokodile einziehen werden. Alles Arten, welche die Erde schon in der Saurierzeit bevölkerten. Aber wie lange noch? „Seit 1976 sind bereits 70 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten durch menschliche Einflüsse verschwunden“, erklärt der Fachmann. Und: „In den nächsten zwanzig Jahren werden bis zu einer Million weitere Spezies vom Erdball verschwinden!“ Es wird also einsam und eintönig um uns herum, wenn nicht schnell gegengesteuert wird. Das Fazit des Zoologen: „Es ist nicht fünf vor Zwölf für die Natur, sondern schon zehn Minuten danach!“ Bei solchen Zahlen ist es völlig unverständlich, dass manche Politiker den menschlichen Einfluss auf die Klimaveränderungen immer noch als nicht final erwiesen bezeichnen.

Nach einer kräftigen Brotzeitpause kurvt der Bus durch malerische Dörfer mit schiefergedeckten Hausdächern und bezaubernd grüne Täler unter steilen Abhängen in das thüringische Glasmacher-Städtchen Lauscha bei Sonneberg. Dort gibt es in mehreren Fabriken, Geschäften und Werksverkäufen alles, was die dortige Glasbläserzunft sich nur einfallen lässt. Weihnachtsschmuck inklusive, denn Lauscha gilt als die „Wiege des gläsernen Christbaumschmucks“. Seit etwa 1847 zogen von dort zarte Glaszapfen, -nüsse und später Christbaumkugeln ihren Siegeszug um die Welt an. Lange kann man da den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen, bis der Bus heimwärts rollt und noch ein Gasthof zum Abendessen einlädt. OWV-Vorstand Markus Müller dankte den Ehepaaren Gagulic und Zielbauer sowie ihren Helfern für die perfekte Organisation der Reise, Buslenkerin Gaby für's Kutschieren und Marianne Mendl für ihre humoristischen Beiträge zum gelungenen Trip ins Nachbar-Bundesland.


Foto: Johann Müller