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Kohlbergs neues Maskottchen

Text: Johann Müller

Vor 110 Jahren wurde der Ortsverschönerungsverein gegründet. OWV-Vorstand Markus Müller erinnert mit dem „Stammvater“ an das Ereignis

OWV-Vorstand Markus Müller (links) und Laienspielwart Lothar Pöll haben den „Stammvater“ an der Weidener Straße aufgestellt. Die lustig bemalte Figur bringt die Gründung des ersten Ortsverschönerungsvereins in Erinnerung.

Nicht nur die Kinder haben den bunt bemalten Holzstamm sofort ins Herz geschlossen, den OWV-Vorstand Markus Müller gefertigt hat. Auch die Erwachsenen schmunzeln meist, wenn sie ihn an der Einmündung der Flurstraße in die Weidener Straße mit seinem Spankorb als Sommerhut sehen.

Müller und Laienspielwart Lothar Pöll platzierten den „Stammvater“, wie sie ihn tauften, vor kurzem zwischen etliche Blumenstöcke, die von Lotte Pöll gepflegt werden. An einem Arm hält der Klotz ein Schild mit dem Text: „110 Jahre Ortsverschönerungsverein Kohlberg“, auf der anderen Seite wirbt die Figur für das OWV-Waldfest am kommenden Wochenende. Warum Müller das „Denkmal“ gefertigt hat, erklärt er so: „Man muss seine Wurzeln kennen und die Erinnerung daran pflegen, damit ein Verein, so wie ein Baum aus Wurzeln und Stamm heraus, seine Äste treiben kann und eine starke Pflanze wird“.

Da hat also im Jahr 1909 der aus Kohlberg stammende Mathematikprofessor Georg Michael Bäumler den Vorgängerverein des heutigen OWV gegründet (siehe Kasten). „Und daran soll jetzt der Stammvater die Leute erinnern“, bemerkt der Vorsitzende. So lag es auch nahe, diesem Vereinsgründer ein Denkmal aus Holz zu setzen. Und auch keines, das ernst daherkommt, sondern den Passanten eher ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Heuer steht das OWV-Waldfest also im Zeichen dieses 110-jährigen Jubiläums, für die nächsten Jahre wird jeweils ein neues Motto bestimmt.

Ortsverschönerungsverein Kohlberg

Über das Leben des Georg Michael Bäumler und den Ortsverschönerungsverein Kohlberg ist nur das bekannt, was der ehemalige Gemeindeschreiber Johann Magerl Jahrzehnte später (1970/71) mit zittriger Hand in ein kleines Schulheft notierte. Und was der frühere Bürgermeister Karl Prösl in aufwendiger Recherchearbeit aus verschiedenen Archiven ans Tageslicht holte.

Demnach wurde Bäumler am 16. 10. 1852 im Kohlberger Auerbacher-Anwesen (heute Härtl) geboren. Alte Zeitungstexte von 1903 bis 1924 belegen, dass der spätere Oberstudienrat und Gymnasialprofessor in Dillingen an der Donau und zuletzt in Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) das Fach Mathematik unterrichtete. Auch durch die räumliche Entfernung hat er den Kontakt zu seinem Geburtsort nie verloren und besuchte, laut Magerl, seine Heimat so oft er konnte. Auf Bäumlers Initiative hin wurde 1909 ein Verschönerungsverein gegründet. Hauptzweck war, auf dem ca. 850 Meter hohen Kohlbühlrücken einen Aussichtsturm von weiteren 40 Metern Höhe zu errichten. Von dort oben wäre ein herrlicher Rundblick bis zu den Gipfeln des Bayerwaldes möglich gewesen.

Wäre, denn nach vielen Mühen begann 1914 der unselige erste Weltkrieg und der vernichtete dem Verein sämtliche angelegten Gelder. Dazu wurde gleich in den ersten Kriegsmonaten einer von Bäumlers Söhnen als vermisst gemeldet. „Von da an kam Herr Bäumler nicht mehr und starb auch noch während des Krieges (am 11. 10. 1915)“, vermerkt Magerl bedauernd in seinen Zeilen. Der Oberpfälzische Kurier schrieb 1924: „Dass im Zusammenhang mit dem Aussichtsturm auf dem Buchrangen (heute Strobelturm am Fischerberg) die Erinnerung an das Kohlberger Projekt wieder wachgerufen wurde. … Das aber mit dem Heimgang eines von hier gebürtigen Professors, welcher sozusagen die Seele des Ganzen war, nach und nach in den Hintergrund trat“.

Es dauerte bis zum 14. 7. 1962, als mit dem OWV-Zweigverein Kohlberg und Umgebung ein neuer Anlauf für eine Heimatorganisation aus der Taufe gehoben wurde. Die Vorstände Ernst Herrmann, Anton und Helene Grätz, Hans Bock und jetzt Markus Müller führen das Vermächtnis der früheren Naturfreunde erfolgreich weiter.


Foto: Johann Müller